»Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.« 

2. Korinther 4,7

Liebe Leserin, lieber Leser,das Osterfest stellt uns jedes Jahr wieder vor das Rätsel, wie wir als Christen den Tod Jesu als ein Zeugnis christlichen Glaubens verstehen können.1Ein bemerkenswertes Wort des Theologen Rudolf Bultmann (1884-1976),2 dessen Werk ich im Pfarrhaus in der Carl-Jatho- Straße kennen und schätzen lernte, hat mich von Jugend an merkwürdig bewegt, ohne alle mit ihm verbundenen schwierigen Fragen verstanden zu haben:»Die Möglichkeit, daß er [Jesus] zusammengebrochen ist, darf man sich nicht verschleiern.«3
Rudolf Bultmann
Die Frage, was eigentlich in Jerusalem im Jahr 30 n. Chr. geschah, übt bis heute eine große Faszination aus, weit über die Kirche und Wissenschaft hinaus, wie auch die vielen medialen Auseinandersetzungen mit der Passion Jesu belegen.4Anhand einer kleinen Episode der Passionsgeschichte Jesu, die uns diesen Menschen wegen seiner Radikalität und seines impulsiven Auftretens zuerst eher fremd erscheinen lässt, möchte ich mit Ihnen über die Frage nachdenken, warum Jesus nach Jerusalem ging und was er mit seinem bemerkenswerten, fast gewalttätig zu nennenden Auftreten im Tempel von Jerusalem aussagen wollte.»Und sie kommen nach Jerusalem. Und nachdem Jesus in den Tempel hineingegangen war, fing er an, die Verkäufer und Käufer im Tempel hinauszutreiben; und die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenverkäufer stieß er um und ließ nicht zu, dass jemand Gefäße durch den Tempel trüge. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: ›Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker‹? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.«5Markus 11,15-17Die Legende von der ›Tempelreinigung‹ Diese kurze, uns im Markusevangelium überlieferte Erzählung wurde in vielen Bibelausgaben mit der Überschrift »Die Tempelreinigung«6 überschrieben. Dieser Titel für diese Geschichte legt nahe, dass Jesus den Tempel von einer Unsitte reinigen wollte. Dies scheint auch in unserer Zeit leicht verständlich zu sein, würde doch die Abwicklung von Finanzgeschäften, des Geldwechselns, in denen es nicht um die Kollektensammlung geht, in einer Kirche vielen Menschen als unangebracht erscheinen. Von einem solchen Mißbrauch des heiligen Tempels, so war lange die vorherrschende Meinung, wollte Jesus den Tempel reinigen.7 So erkannten die einen in der ›Tempelreinigung‹ Jesu eine soziale Protestaktion8 gegen wirtschaftliches Fehlverhalten am Tempel und die anderen einen religiösen Protest Jesu gegen die Entweihung des eigentlich heiligen Tempels.9In dieser Sichtweise hatte Jesus sich, als er nach Jerusalem kam, zum Tempel begeben, um zu beten und wurde davon überrascht, dass dort Geld gewechselt und Opfertiere für das tägliche Opfer im Jerusalemer Tempel verkauft wurden. Doch der jüdische Tempel in Jerusalem war zur Zeit Jesu der zentrale Ort des gesamten gesellschaftlichen Lebens in Jerusalem. Das Verkaufen der Opfertiere und das Geldwechseln gehörte vielmehr selbstverständlich zur täglichen Praxis. Von einem wirtschaftlichen Fehlverhalten der Priester am Tempel zum eigenen Vorteil fehlt überdies in anderen historischen Zeug- nissen ein stichhaltiger Beleg. Und auch der rätselhafte Hinweis darauf, dass Jesus Menschen darin hinderte, Gefäße durch den Tempel zu tragen, konnte nicht wirklich erklärt werden.10Auf verschiedene Weise wurde versucht, das merkwürdige Verhalten Jesu verständlich zu machen. Trotz vieler Versuche blieben die Auslegungen oft nur Vermutungen. Doch auf Grund neuerer Forschungen konnte tatsächlich mehr Licht in die historischen Ereignisse gebracht und gezeigt werden, dass das Wort von der ›Tempelreinigung‹ eine falsche Fährte ist.Die Tempelaktion Jesu – eine prophetische Zeichenhandlung11 Auf Grund archäologischer und historischer Forschung konnte rekonstruiert werden, dass die Tempelaktion Jesu präzise in der königlichen Säulenhalle des von Herodes (39-4 v.Chr.) erbauten Tempelkomplex12 stattfand, und also nicht in dem inneren Tempelgebäude, der allein als heilig angesehen wurde und deshalb jüdischen Menschen vorbehalten blieb. Die eigentliche Aktion bestand darin, dass Jesus einige Tische in der königlichen Säulenhalle, auf denen die dort vorhandenen Geldwechsler ihre Münzen ausgebreitet hatten, und einige der Sitze, die von den ebenso vorhandenen Taubenverkäufern benutzt wurden, umstieß.13 Das Wechseln von Geld gehörte zu der alltäglichen Praxis im Tempel gerade an einem so wichtigen Wallfahrtsfest, wie dem Pessachfest, zu dem Jesus nach Jerusalem ging. Die für damalige Verhältnisse große Masse an Pilgern,14 die nach Jerusalem kamen, brachten nicht nur einigen Trubel in die Stadt, sondern darüber hinaus auch ihre jeweils eigenen Münzen, die zur Entrichtung der Tempelsteuer am Jerusalemer Tempel in tyrische Silbermünzen, genannt Schekel, gewechselt werden mussten. Denn diese waren die am Tempel akzeptierte Währung. Überrascht wird Jesus aller Wahrscheinlichkeit nicht davon gewesen sein, dass am Tempelbezirk Opfertiere verkauft und Geld gewechselt wurde. Warum aber warf Jesus dann die Tische in der königlichen Säulenhalle um, wenn es nicht um eine Tempelreinigung ging?Einen entscheidenden Hinweis gibt uns der Bericht, dass Jesus das Tragen von Gefäßen verhinderte. Denn die genannten Gefäße dienten zum Transport von Geld vom Markt in der königlichen Säulenhalle am Südrand der Tempelanlage zu den inneren Teilen des Tempels, nämlich in die Schatzkammer des Jerusalemer Tempels, die sich im inneren Teil im Vorhof der Frauen des Tempels befand.15 Indem Jesus diesen Transport unterband, legte er zeichenhaft für einige Momente den Betrieb des Tempels lahm, während zahllose Pilger darauf warteten, die Tempelsteuer zu entrichten oder Opfertiere zu erwerben. Jesus zielte also nicht darauf, den Tempel zu reinigen, sondern den Tempelbetrieb als Ganzes zu unterbrechen.16Eine solche Zeichenhandlung lag nicht nur in der Tradition der jüdischen Propheten (Hosea 1,2-3,5), auf die sich Jesus mit seinem erläuternden Wort (s.u.) bezog, sondern darüber hinaus auch in der Linie seiner eigenen zeichenhaften Zuwendung zu Zöllnern und Sündern (Lukas 7,31-34), zu Frauen (Lukas 8,1-5: 10,38-42 u.v.a.) und Kindern (Markus 10,13-16). Historisch dürfen wir allerdings nicht von einer lange andauernden Aktion ausgehen, da Jesus danach noch einmal das Stadtgebiet Jerusalems verließ, um mit seinen Jüngern das Abendmahl zu halten (Markus 14,12-26). Hätte er in diesem Moment bereits die Tempelwache oder die römischen Soldaten zu sehr provoziert, wäre er wahrscheinlich schon hier verhaftet oder zumindest verhört worden. Der römischen Besatzungsmacht war die Ruhe und Ordnung während des Pessachfestes das höchste Ziel, um einen Aufruhr zu verhindern.17Aus Jesu Ruf zur Umkehr wird der Aufruf zur Abkehr vom Kult Jesu Verkündigung begann im ländlichen Galiläa mit den berühmten Worten:»Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.
Kehrt um und glaubt an das Evangelium!« Markus 1,15Jesus verband den Ruf zur Umkehr jedoch nicht wie ein Untergangsprophet – von denen gab es zu seiner Zeit viele – mit der Warnung vor einem bösen Ende, sondern mit der in jeder Zeit möglichen und in jedem menschlichen Leben verborgen wirkenden Nähe Gottes.Gottes Reich war für Jesus so nah zu den Menschen herbeigekommen, dass die Umkehr, wie er sie forderte, bedeutete, dieser Nähe Gottes schlicht rechtzugeben, sie wahr- und für sich selbst anzunehmen.In der Begegnung mit ihm öffneten die Menschen ihre Herzen für die Gegenwart Gottes und erlebten, wie dies ihr Leben veränderte.18Als Jesus im Jahr 30 n.Chr. in die Stadt Jerusalem ging, betrat er eine für ihn fremde städtische Welt. Er war überzeugt, dass die Menschen nur noch sich selbst im Wege standen, die von ihm erlebte Nähe des Reiches Gottes auch für sich wahrzunehmen. Der Tempel in Jerusalem war für das Judentum seiner Zeit der zentrale Ort auf Erden, an dem Gott der Welt und den Menschen nahe kommt. Deshalb stand im Allerheiligsten des Tempels ein Thron, auf dem nach dem jüdischen Glauben der unsichtbare Gott wohnte. Diesen Raum durfte niemand außer dem Hohepriester, einmal im Jahr, betreten. Jesus scheint diesen Tempel nicht als den Ort der nächsten Gegenwart Gottes erlebt zu haben, sondern als einen Ort, der den Glauben an diese Nähe eher verhinderte:19»Steht nicht geschrieben: ›Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker‹? [Zitat von Jesaja 56,7b]Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.« [Zitat aus Jeremia 7,11] Markus 11,17Seine Zeichenhandlung im Tempel in Jerusalem begleitete Jesus mit einem Wort, das seine Handlung erläutern sollte. In diesem Wort vereinte er Worte des Propheten Jeremia und Jesaja zu einem Wort. So ergänzten und interpretierten sich diese beiden Worte gegenseitig. Im Munde Jesu verband sich die Erinnerung an die Funktion des Tempels als »Haus des Gebets« bei Jesaja mit der Kritik des Propheten Jeremia, der in seiner Zeit kritisierte, dass Menschen, die seiner Sicht nach ›Räuber‹ waren, Zuflucht im Tempel fanden. Mit dieser Anspielung auf den Tempel als ›Räuberhöhle‹ kritisierte Jesus die Vorstellung, dass der religiöse Kult im Tempel eine religiöse Sicherheit des Heils versprach, ganz unabhängig vom einzelnen Menschen, seinem Leben und Lebenswandel. Die Umkehr im Leben und das Nachdenken über sein eigenes Leben, wurde so eher verhindert als befördert. Des- halb forderte Jesus mit der prophetischen Zeichenhandlung im Tempel die Abkehr von Tempel und Kult.20Die Zeichenhandlung Jesu im Tempel war also nichts weniger als die Infragestellung der gelebten Religion am Tempel, die eine zentrale Institution für die Jerusalemer Gesellschaft hatte. Es ist historisch durchaus wahrscheinlich, dass die Tempelaktion die priesterlichen Kreise in Jerusalem dazu bewogen hat, Jesus einem nächtlichen Verhör zu unterziehen und ihm dem römischen Präfekten Pontius Pilatus mit der Beschuldigung des Aufruhrs und der Gefährdung der öffentlichen Ordnung zu überstellen.21Die »wohl kurze Verhandlung endete auf Grund des Schuldspruchs auf Anstiftung zum Aufruhr (lat. seditio) bzw. schwere Landesfeindschaft (lat. perduellio) mit dem Todesurteil. Vollstreckt wurde es, gemäß bei politischen Rebellen geläufiger römischer Praxis, durch die wegen ihrer Grausamkeit abschreckende Kreuzigung.«22Das Tempelwort Jesu23 – eine nachösterliche Interpretation Bemerkenswerterweise begegnet in dem Bericht vom Verhör Jesu vor dem Synhedrion in Jerusalem, dem Hohenrat der Priester, angeblich aus dem Munde eines Falschzeugen der Vorwurf, Jesus habe gesagt: »Ich will diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist« (Markus 14,58). Dieses so genannte Tempelwort bringen alle Evangelien in Verbindung mit den Vorwürfen gegen Jesus von Nazareth. Nach diesem Wort hat Jesus das Ende des irdischen Tempels in Jerusalem mit seinem Tod und der Auferstehung verbunden. Ob Jesus das Tempelwort wirklich gesprochen hat, ist allerdings historisch umstritten, trägt es doch sehr eindeutig die Vorhersage der Auferstehung Jesu nach drei Tagen in sich, die Jesus dann bereits während seines Lebens angekündigt und vorausgesehen haben muss, was historisch nicht wahrscheinlich ist. Zudem könnte das Wort von der Tempelzerstörung Jesus gerade in der Zeit in den Mund gelegt worden sein, als der historische zweite herodianische Tempel selbst zerstört wurde: Im Jahr 70 n.Chr. eroberten die Römer Jerusalem unter der militärischen Führung des späteren Kaisers Titus (39-81 n.Chr.) nach einem politischen Aufstand der jüdischen Bevölkerung und zerstörten auch den Tempel. Die Evangelisten im Neuen Testament nahmen diese Zerstörung des Tempels in ihre Evangelien auf und legten sie ihm in den Mund.Gleichwie dies historisch zu bewerten ist, begegnet uns schon vor der Tempelzerstörung 70 n.Chr. im ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther (verfasst etwa 55 n. Chr.) ein Wort, das durchaus mit der kritischen Stellung Jesu gegenüber dem Tempelkult zusammenhängt:»Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?«

  1. Korinther 3,16

Der Apostel Paulus erinnert die von ihm gegründete christliche Gemeinde in seinem Brief daran, dass der Ort der Gegenwart Gottes für sie nicht ein aus Stein gebauter Tempel ist, sondern der Mensch, in dem Gott unsichtbar Wohnung nimmt, wie nach einer jüdischen Vorstellung der Zeit im Tempel in Jerusalem.Dass Gottes Geist bei uns Wohnung nehmen will, diese erbauende Zusage des Apostels Paulus an seine Gemeinde liegt in der Fluchtlinie der Tempelaktion Jesu, der zeichen- haft den Tempelkult kritisierte, weil er die Mauern, die wir Menschen zwischen uns und Gott aufbauen, symbolisch (!) einreißen wollte. Die scheinbare Gewalt in dieser Aktion erweist sich im Spiegel des Wortes des Apostels Paulus als ein Aufruf, Gottes Geist in unserem Herzen Raum zu geben.»Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.«

  1. Korinther 4,7

Von dieser Botschaft aus zeigt sich das Kreuz Jesu für uns in einem besonderen Licht. Selbst der äußerste Punkt menschlicher Ohnmacht und ein von menschlicher Gewalt zerstörter Körper wird im Lebenszeugnis Jesu von Nazareth zu einem Ort, in dem Gottes Geist Wohnung hat (vgl. auch Lukas 23,46), selbst wenn Jesus am Kreuz zusammengebrochen ist.Das Kreuz Jesu zeigt uns also, dass die Gegenwart Gottes in unserem Leben nicht an den Tempeln, die wir Gott bereiten, hängt. Auch unser Leben in unseren vergänglichen und hinfälligen Körpern ist ein Ort, an dem Gottes Geist Wohnung nehmen will, so wir wissen, »dass die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns« (2. Korinther 4,7).Ich wünsche Ihnen frohe Ostern!Ihr Roman Michelfelder, PfarrerAnmerkungen 1 Eine der schönsten Formulierungen für seine zweifelnde Frage stammt von Albert Schweitzer. (1875-1965): »Ich suche nach einer einfachen, verständlichen Erklärung der Bedeutung des Todes Jesu. Schon als Knabe, wenn ich in der Passions- zeit in der Kirche saß und der Pfarrer anfing zu predigen, fragte ich mich: Wird er es mir erklären können – aber ich ging nie befriedigt nach Hause. Als ich anfing, Theologie zu studieren, dachte ich, die gelehrten Herren werden es dir erklären können. Aber als ich die Vorlesungen gehört und die wissenschaftlichen Auslegungen der Bibel durchstudiert hatte, mußte ich mir sagen, daß ich um keinen Schritt weitergekommen war. Seid ihr nicht in derselben Lage wie ich? – Oder habt ihr schon jemand gefunden, der es euch begreiflich gemacht hat?« (Albert Schweitzer, Nachmittagspredigt am Sonntag, 6. März 1904, St. Nicolai. II Kor. 5,15: Und er ist darum für alle gestorben, auf daß die, so da leben, [hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist], in: ders. Predigten 1898-1948 (Werke aus dem Nachlaß), hg. von Richard Brüllmann und Erich Gräßer, München 2001, S. 527-529; hier S. 527).2 Vgl. zu seiner Person und seinem Werk: Konrad Hammann,: Rudolf Bultmann. Eine Biographie. Tübingen 2009; Christof Landmesser (Hg.), Bultmann-Handbuch, Tübingen 2017.3 Rudolf Bultmann, Das Verhältnis der urchristlichen Christusbotschaft zum historischen Jesus (1960), in: ders., Exegetica. Aufsätze zur Erforschung des Neuen Testaments, ausgewählt, eingeleitet und hg. von Erich Dinkler, Tübingen 1967, S. 445-469; hier S. 453.4 Die Faszination für die Erforschung des histori- schen Jesus scheint derzeit wieder sehr aktuell, wie eine kleine Auswahl von zuletzt erschienen wissenschaftlichen Monographien zeigt (hier chronologisch sortiert): Werner Dahlheim, Die Welt zur Zeit Jesu, München 2017; Jens Schröter / Christine Jacobi (Hg.), Jesus Handbuch, Tübingen 2017; Werner Zager, Jesus aus Nazareth – Lehrer und Prophet: Auf dem Weg zu einer neuen liberalen Christologie, Neukirchen-Vluyn 2018, Michael Wolter, Jesus von Nazareth (Theologische Bibliothek Töpelmann Bd. 6), Göttingen 2019; Jens Schröter, Jesus. Leben und Wirkung (Beck Wissen Bd. 2916), München 2020; Daniel Margeruerat, Jesus aus Nazaret. Heimatloser, Heiler, Poet des Gottesreiches, aus dem Französischen übersetzt von Elisabeth Mainberger-Ruh, Zürich 2022. Einen älteren Konsens stellt: Gerd Theißen / Annette Merz, Der historische Jesus. Ein Lehrbuch, Göttingen 1996, dar. Wer über diesen Leitartikel hinaus Interesse am aktuellen Stand, was wir über den historischen Jesus von Nazareth wissen, hat, der ist herzlich eingeladen zum Bibelgesprächsabend.5 Vgl. zur Übersetzung auch Markus Lührmann, Das Markusevangelium (Handbuch zum Neuen Testament Bd. 3) Tübingen 1987, S. 191. Die Historizität der Tempelaktion wird von einigen wenigen Forschern bestritten, allerdings ist diese Frage ausführlich mit allen Argumenten mit anderem Ergebnis dargestellt bei: Jostein Ådna, Jesu Stellung zum Tempel. Die Tempelaktion und das Tempelwort als Ausdruck seiner messianische Sendung (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament Reihe II, Bd. 119), Tübingen 2000, S. 300-333.6 Die Abschnittsüberschriften, wie sie sich in der Luther-Bibel finden, gehören nicht zum ursprünglichen Textbestand. In der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers letzter Hand von 1545 findet sich diese Überschrift noch nicht.7 Diese Interpretation der Geschichte als Tempelreinigung findet sich auch noch ohne Diskussion des Forschungsstandes in modernen wissenschaftlichen Darstellungen: vgl. z.B. Michael Wolter, Jesus (siehe Anm. 4), S. 279f.8 Vgl. dazu etwa Gerd Theißen, Die Tempelweissagung Jesu. Prophetie im Spannungsfeld von Stadt und Land, in: Theologische Zeitschrift Bd. 32 (1976), S. 144-158.9 Vgl. zu den vielen verschiedenen Interpretationen: vgl. Jostein Ådna, Jesu Stellung zum Tempel (siehe Anm. 4), S. 334-411.10 Von besonderer Bedeutung für diese These war folgende Erklärung: Jesus sah das Tragen von Gefäßen im Tempel auf einem Abkürzungsweg durch den Tempelbezirk als einen entheiligenden Frevel an. Doch diese These kann den neueren archäologischen und historischen Erkenntnisse des Tempelbezirks sowie seiner Gestalt und Lage nicht standhalten: vgl. Jostein Ådna, Jesu Stellung zum Tempel (siehe Anm. 4), S. 256-264.11 Ed Parish Sanders, Sohn Gottes. Eine historische Biographie Jesu. Aus dem Englischen von Ulrich Enderwitz, Stuttgart 1996, hier bes. S. 364-382: insbesondere S. 376-378; ders.: Jesus and Judaism, Philadelphia 1985.12 Vgl. dazu Jostein Ådna, Jerusalmer Tempel und Tempelmarkt im 1. Jahrhundert n. Chr. (Arbeiten des Deutschen Palästina Vereins Bd. 25), Wiesbaden 1999.13 Vgl. zur hier verwandten und in weiten Teilen dankbar für eine akribische Exegese und historische Analyse übernommene Arbeit von Jostein Ådna, Jesu Stellung zum Tempel (siehe Anm. 5). Allerdings wird hier dezidiert eine andere als die von Jostein Ådna gewählte messianische Auslegung des historischen Jesus gewählt, weil diese dem Verf. nicht historisch plausibel erscheint.14 Vgl. dazu Ed P. Sanders, Sohn Gottes (siehe Anm. 11), S. 365: hier ist die Rede von etwa 300.000 bis 400.000 Pilgern.15 Eine gute allgemeinverständliche Erklärung des Tempels zur Zeit Jesu findet sich bei: Michael Bachmann, Art. Tempel (Neues Testament), in: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (www.wibilex.de), 2012; vgl. auch Dieter Vieweger, Geschichte der biblischen Welt. 1. Paläolithikum bis Bronzezeit, 2. Eisenzeit, 3. Persische bis römische Zeit. Gütersloh 2019. Wer Interesse an der historischen Rückfrage hat, was und wo genau im Jahr 30 n.Chr. geschah, ist herzlich eingeladen zum Bibelgesprächsabend (siehe S. 13-15).16 Vgl. Jostein Ådna, Jesu Stellung zum Tempel (siehe Anm. 4), S. 385.17 Vgl. dazu Werner Dahlheim, Die Welt zur Zeit Jesu (siehe Anm. 4), S. 67-70.18 Vgl. Jürgen Roloff, Art. Jesus von Nazareth, in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart 4. Auflage, Bd. 4 (2001), Sp. 463-467: hier S. 466f.19 Vgl. Thomas Söding, Die Tempelaktion Jesu. Redaktionskritik – Überlieferungsgeschichte – historische Rückfrage (Mk 11,15-19; Mt 21,12-17; Lk 19,45-48; Joh 2,13-22), in: Trier Theologische Zeitung Bd. 101 (1992), S. 36-64, hier S. 60f.20 Vgl. a.a.O.21 Vgl. Jürgen Roloff, Art. Jesus von Nazareth, in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart 4. Auflage, Bd. 4 (2001), Sp. 463-467; Eckhard Rau: Perspektiven des Lebens Jesu. Plädoyer für die Anknüpfung an eine schwierige Forschungstradition (= Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, Band 203), hg. von Silke Petersen mit einem Geleitwort von Ulrich Luz, Stuttgart 2013;22 A.a.O., S. 667.23 Vgl. ausführlich mit historisch anderer leicht anderer Einschätzung: Kurt Paesler, Das Tempelwort Jesu. Die Traditionen von Tempelzerstörung und Tempelerneuerung im Neuen Testament (For- schungen zur Religions- und Literaturgeschichte des Alten und Neuen Testaments Bd. 184), Göttingen 1999; vgl. auch Jostein Ådna, Jesu Stellung zum Tempel (siehe Anm. 4), S. 441.